Magnesium – Platz 1 der beliebtesten Mineralstoffe
Magnesium zählt unter den deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu den beliebtesten Nahrungsergänzungsmitteln und liegt sogar auf Platz 1 der meist verkauften Mineralstoffe – und das nicht ohne Grund. Dem Mineralstoff werden viele nützliche Eigenschaften nachgesagt. Magnesium soll nächtliche Wadenkrämpfe vorbeugen, beim Einschlafen helfen, die Häufigkeit von Migräneattacken senken und sogar zu gesunden Knochen beitragen. Doch trifft das wirklich alles zu? Oder wird sich vom Mineralstoff häufig mehr verbrochen, als er leisten kann?
Magnesium ist Cofaktor von über 600 Enzymen im Körper
Unstrittig ist: Magnesium ist an vielen Reaktionen im menschlichen Körper beteiligt. Als sogenannter Cofaktor von Enzymen spielt es unter anderem eine wichtige Rolle beim Zucker- und Fettstoffwechsel und ist beteiligt an der Bildung unserer Erbinformation. Außerdem hat der Mineralstoff eine zentrale Funktion bei der Reizübertragung in unserem Körper sowie bei der Muskelkontraktion, dem Herzrhythmus und der Regulation unseres Blutdrucks. Und als wäre das nicht schon genug, ist Magnesium außerdem unerlässlich für unsere Knochengesundheit und die Stabilität von Zellmembranen.

Wichtige Magnesiumquellen in unserer Nahrung
Magnesium kommt unter anderem in Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Bananen vor. Auch Samen und Kerne, wie beispielsweise Sonnenblumen- oder Kürbiskerne, weisen einen hohen Magnesiumgehalt auf. Weitere Quellen für Magnesium aus der Nahrung sind grünes Blattgemüse, Fisch sowie Bitterschokolade und Kakao.

Wie viel Magnesium brauche ich?
Da wir nun wissen, in welchen Lebensmitteln Magnesium enthalten ist, stellt sich die Frage, wie viel Magnesium der menschliche Körper benötigt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt folgende Schätzwerte für einen täglichen Magnesiumbedarf für gesunde Erwachsene ab einem Alter von 19 Jahren an: Frauen: 300 mg/Tag, Männer: 350 mg/Tag.
Doch warum handelt es sich hierbei um Schätzwerte?
Dies liegt laut der DGE daran, dass es keine belastbaren Studiendaten für die oben genannten Werte gibt. Ein Grund hierfür ist, dass der Magnesiumstatus in unserem Körper nicht so einfach bestimmt werden kann. Denn tatsächlich liegen etwa 99% des Magnesiums innerhalb von Zellen vor und nur ein kleiner Anteil des Mineralstoffs ist im Blut zu finden. Selbst, wenn es im Körper zu einem Mangel an Magnesium kommt, bleibt der Blutspiegel zunächst relativ konstant, weshalb der Mangel durch eine Blutuntersuchung nicht feststellbar wäre.
Woran erkenne ich einen Magnesiummangel?
Da Magnesium, wie bereits erläutert, an einer Vielzahl von Prozessen im Körper beteiligt ist, kann sich ein Magnesiummangel durch eine große Anzahl unterschiedlicher Symptome äußern. Wichtig zu erwähnen ist hierbei die Tatsache, dass es erst bei relativ niedrigen Magnesiumkonzentrationen zu Symptomen kommt. Hierbei kann es sich beispielsweise um Muskelkrämpfe oder -zittern handeln, um Appetitlosigkeit, Erbrechen, Müdigkeit oder auch um eine allgemeine Schwäche. Im späteren Verlauf kann es zu Herzrhythmusstörungen, Verhaltensänderungen und Taubheitsgefühlen kommen.
Wichtig: wenn Sie den Verdacht haben, an einem Magnesiummangel zu leiden, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker. Denn auch andere Erkrankungen können ähnliche Symptome hervorrufen und sollten dementsprechend von einer Fachperson ausgeschlossen werden.
Wodurch entsteht ein Magnesiummangel im Körper?
Bestimmte Personengruppen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit an einem Magnesiummangel zu leiden. Darunter fallen unter anderem ältere Personen ab einem Alter von 65 Jahren, Schwangere und Stillende, Sportler sowie Personen mit langanhaltendem Stress in ihrem Alltag. Aber auch Menschen, die bestimmte Medikamente (z.B. Diuretika oder Protonenpumpenhemmer) einnehmen und Patienten, die unter Erkrankungen, wie beispielsweise einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden, können einen Magnesiummangel entwickeln.
Kann man Magnesium überdosieren?
Ja – auch bei diesem Mineralstoff gibt es ein Zuviel. Laut der Deutschen Herzstiftung kann es ab einer täglichen Dosis von über 300 mg zu Magen-Darm-Beschwerden und Durchfällen kommen. Ab einer Dosis von 2500 mg am Tag sind schwerwiegende Folgen, wie Lähmungserscheinungen, zu erwarten. Vor allem Patienten mit Nierenfunktionsstörungen sollten vorsichtig sein: bei ihnen kann es aufgrund einer geringeren Ausscheidung schneller zu erhöhten Magnesiumspiegeln im Blut kommen.

Magnesium in der Medizin
Magnesium kommt bei unterschiedlichen Krankheiten zum Einsatz und ist nach wie vor Gegenstand aktueller Forschung. Ein Beispiel für den Einsatz von Magnesiumpräparaten ist die Migräneprophylaxe. Es konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass die Einnahme von Magnesium die Häufigkeit und Intensität von Migräneattacken bei einigen Migränepatienten senken konnte. Die aktuelle Leitlinie zur Therapie und Prophylaxe von Migräneattacken weist jedoch darauf hin, dass es derzeit noch zu wenige aussagekräftige Studiendaten zur Wirksamkeit von Magnesium bei Migräne gibt.
Ein weiteres – und wohl das bekannteste – Einsatzgebiet von Magnesium sind nächtliche Wadenkrämpfe. Die meisten kennen das unangenehme, sehr schmerzhafte Phänomen. Nicht selten wird dann in der Selbstmedikation zu Magnesiumpräparaten gegriffen. Doch ganz so eindeutig ist die Studienlage auch hier nicht. Derzeit gibt es keine Studien, die den Nutzen von Magnesium bei der Behandlung und Vorbeugung von Muskelkrämpfen eindeutig belegen. Wissenschaftlern zur Folge sind Muskelkrämpfe eher auf eine neuromuskuläre Ermüdung oder ein fehlerhaftes Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln zurückzuführen. Dennoch wird Magnesium von Fachgesellschaften/ Experten/ Leitlinien durchaus für die Behandlung von Muskelkrämpfen empfohlen – nicht, weil es eindeutige Studiendaten gibt, sondern weil Magnesiumpräparate eine üblicherweise nebenwirkungsarme Therapie darstellen, zu der es bislang kaum Alternativen gibt. Vorsichtig sollten jedoch vor allem Patienten mit Nierenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen sein. In jedem Fall ist es ratsam, einen Therapieversuch zunächst mit dem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker zu besprechen.
Referenzen
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